Übergewicht bei Pferden….!
22. August 2019
Der Frühling ist vorbei und der Fellwechsel erledigt. Der täuschende, dicke Pullover ist jetzt weg und somit kommt so manche Überraschung zum Vorschein.
Die langen Haare kaschieren oft eingefallene Stellen bei älteren Pferden und umgekehrt, lassen sie die Vierbeiner richtig kuschelig und rund aussehen, was sich leider mit dem Fellwechsel dann nicht ändert.
Die Zahl der Pferde, die nicht mehr schlank und trainiert aussehen, steigt ständig. Übergewicht bei Pferden und die Folgen, sind ein sehr ernst zu nehmendes Thema.
Speziell wenn die Tage schöner und die Wiesen grüner und einladender werden, ist Vorsicht geboten, denn hier nehmen die Probleme ihren Lauf.
Ein schnelles Umstellen und viel Grünfutter können die Ursache sein für beginnendes oder gleichbleibendes Übergewicht und ebnen den Weg zu gesundheitlichen Schwierigkeiten wie Gelenksproblemen, Stoffwechselerkrankungen, Anfälligkeit für Hufrehe uvm.
Oft bringt die Fütterung ad libitum, der ständige Zugang zu Heuraufen in Gruppenhaltungssystemen unsere Pferde in zu gute Kondition und den Organismus an seine Grenzen.
Der Frühsommer ist Hochsaison bei Tierärzten und Hufschmieden. Verzweifelt werden sie von Pferdebesitzern mit übergewichtigen Pferden gerufen, weil ihr Vierbeiner schmerzverzerrt und steif steht und sich gar nicht mehr so recht bewegen mag.
Übergewicht bei unseren Pferden ist genauso belastend und schlecht für die Gesundheit wie bei uns Menschen. Der Organismus ist einfach überfordert und nicht nur das!
Die vielen Kilos muss ja einer tragen. Leider trifft es dann sehr häufig übergewichtige Pferde, die einen Reheschub bekommen.
Jeder Schritt oder auch nur einfaches Stehen wird dann unerträglich. Durch die Überlastung des Stoffwechsels kommt es außerdem zu einer permanenten Übersäuerung im Gewebe, die wiederum zu Schmerzen an Gelenken oder Hufen führt.
Anhand der unterschiedlichsten Haltungsbedingungen ist es nicht immer leicht, das Mittelmaß zu finden. Mangelnde Bewegung, oft in Kombination mit zu viel oder zu reichhaltigem Futterangebot führen rasch zu Übergewicht. Täuschen wir uns nicht –auch Pferde im Offenstall bewegen sich nicht genügend.
In der freien Wildbahn müssen Pferde viele Kilometer zurücklegen um gutes Futter zu finden. Hier ist der Ausgleich an Bewegung und Nahrungsaufnahme gegeben, was sich im Allgemeinen auf den Muskelaufbau und den Stoffwechsel positiv auswirkt.
In Boxenhaltung ist die Futtermenge leichter zu kontrollieren. Ein größeres Problem stellt die Herdenhaltung dar, wo unterschiedliche Rassen und deren Bedürfnisse zusammen kommen. Rasse und Herkunft spielen eine sehr große Rolle bezüglich Futterverwertung.
Bei der Herdenhaltung sind es oft die alten oder rangniedrigen Tiere, die zu wenig Futter bekommen, hier setzen sich die Jungen oder Ranghohen durch.
Wobei die Herdenhaltung grundsätzlich, wenn die Fütterung und auch die soziale Komponente unter den Pferden passt, eine sehr gute Haltung ist.
Um Pferde an frisches Grün zu gewöhnen, wäre ein fließender Übergang optimal. Dann können sich Verdauung und Stoffwechsel langsam daran gewöhnen. Das hängt natürlich immer von den Gegebenheiten ab. Bei schwerfüttrigen Pferden ist es gut, sie einfach extra an einer bestimmten Tageszeit mit Beifutter zu versorgen.
Und bei den wohlgenährten ist es absolut wichtig, das Futter zu rationieren. Ein Pferd muss nicht immer fressen, das tut es in der Natur auch nicht. Man kann auch Heu und Stroh gemischt anbieten, um den Energiegehalt im Futter zu reduzieren und trotzdem Rohfaser für die Verdauung anbieten zu können.
Vorsicht auch bei Morgenfrost – gefrorenes oder taunasses Gras hat einen sehr hohen Zucker- bzw. Fruktangehalt, was die Entstehung von Gewichtsproblemen und Hufrehe begünstigt.
Sollten Sie an einer individuellen Fütterungsberatung interessiert sein, wenden Sie sich gerne an unsere Pferde-Tierärztin Dr. Andrea Wüstenhagen.