Die Vorbereitung der Zuchtstute

15. März 2018

Pferdedamen machen es den Züchtern nicht immer leicht. Manche Stuten zeigen kaum Rosseverhalten, nehmen nur schwer oder gar nicht auf und können so den Züchter durchaus zur Verzweiflung treiben. In der Warmblutzucht sind gynäkologische Untersuchungen sowie Tupferproben inzwischen nicht mehr aus der Zucht wegzudenken. Bei vielen anderen Rassen ist das nicht immer so. Eine frühe Vorbereitung der Stute auf die Trächtigkeit, zahlt sich aber allemal aus. Denn letztlich spart es Zeit, Geld und Nerven.

Licht, Luft und gutes Futter bilden die Grundlage für jede künftige Pferdemutter und ein gesundes Fohlen. Nun gibt es aber durchaus „Risikofaktoren“, die ein Züchter mit einkalkulieren sollte. Diese hier eingehend zu erläutern würde den Rahmen des Artikels sprengen. Dennoch soll zumindest ein grober Gesamtüberblick zu dieser Thematik geboten werden.

Generell haben verschiedenste Faktoren Einfluß auf die Trächtigkeitschancen. Als Züchter wird man bestrebt sein, den finanziellen als auch zeitlichen Aufwand möglichst gering zu halten. Dafür bedarf es bei sogenannten „Problemstuten“, bei denen oftmals mit einer deutlich verringerten Befruchtungsrate und hohen Risiken hinsichtlich Fruchtresorption und Aborte zu rechnen ist, viel Fingerspitzengefühl, fundiertes Wissen von Seiten des Züchters und einen guten Fachtierarzt. Klinische Untersuchungen sind bei solchen Stuten dringend zu empfehlen und können bereits im Vorfeld Aufschluß über die Trächtigkeitschancen geben. Vorsorglich untersuchen wird ein Tierarzt die äußeren Genitale, die Gebärmutter und Eierstöcke durch die rektale Untersuchung mittels Abtasten, Scheidengewölbe und Muttermund. Heutzutage stehen noch sonographische Untersuchungen mittels Ultraschall, mikrobiologische Untersuchungen von Tupferproben und feingewebliche Untersuchungen von Bioptaten (entnommenes Gewebe) zur Verfügung und können die Diagnostik erheblich unterstützen.

Endometritis – der häufigste Grund für Fruchtbarkeitsprobleme

Nimmt eine Stute wiederholt nicht auf oder resorbiert frühzeitig, liegt in den meisten Fällen Endometritis vor. Deshalb wird hier darauf auch näher eingegangen. Dabei handelt es sich um akute oder chronische Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, die nicht selten mit Flüssigkeitsansammlungen einhergehen. Endometritis kann oft ohne auffällige äußere Symptome verlaufen oder sich durch Scheidenausfluß (verklebte Schweifhaare) äußern.Bakterien, Pilze oder bestimmte Einzeller zeichnen sich für diese entzündlichen Prozesse verantwortlich. Diese kommen grundsätzlich immer in der Umgebung des Pferdes vor und führen nur dann zu einer Infektion, wenn sich zusätzlich negative Einflüße wie ein angeschlagenes Immunsystem der Stute oder mangelhafte Zuchthygiene hinzugesellen.

Nicht zu unterschätzen sind aber auch Stellung und Schluss der Scham. Das kann oft bei älteren Stuten bei denen durch viele Geburten das Bindegewebe erschlafft ist bzw. durch den Rückgang von Fettgewebe im Anal und Dammbereich zu Problemen führen. Die Scham steht nicht mehr senkrecht und/oder schließt nicht mehr gänzlich, wodurch Keime – besonders durch die Verunreinigung des Vaginalsbereiches mit Kot – leichtes Spiel haben. Bei manchen Stuten wird zudem durch zu geringen Schamschluß Luft in das Innere der Scheide gesaugt, erzeugt dabei ein eigentümliches Geräusch (Pneumovagina) und begünstigt ebenfalls Entzündungen. Hat eine Stute Probleme mit dem Schamschluß sollte man das auf alle Fälle mit dem Tierarzt abklären, da solche Stuten gegebenenfalls eine sogenannte Scheidenplastik benötigen, durch die der Schamschluß operativ wieder hergestellt wird. Dieser relativ unkomplizierte Eingriff wird am sedierten, stehenden Tier unter örtlicher Betäubung durchgeführt. In sehr leichten Fällen kann bereits die Verbesserung des Futterzustandes helfen.

Eine weitere Form der Endometritis, ist die sogenannte PBIE (post-breeding induced endometritis). Diese entsteht oft kurz nach der Geburt, ausgelöst durch Verletzungen, und/oder mangelnde Hygiene während der Geburt oder durch Nachgeburtsverhaltung.

Ebenfalls besonders bei älteren Stuten oder Stuten kurz nach dem Abfohlen kann es zur sogenannten „Urovagina“ kommen. Durch den stark erschlafften Beckenboden, läuft der Urin teilweise in die Vagina und reizt die Schleimhäute des Genitaltraktes. Ist der Muttermund infolge der Rosse geöffnet, läuft der Urin bis in die Gebärmutter und verursacht Entzündungen. Dazu kommt, dass der Urin spermizid, also spermienabtötend wirkt. Durch eine Vaginaluntersuchung kann der Tierarzt diesen Defekt anhand eines „Urinsees“ erkennen. Während der Rosse ist bei der Untersuchung mittels Ultraschalls eine Flüssigkeitsansammlungen in der Gebärmutter zu erkennen.

Meistens muß die Urovagina mittels chirurgischer Maßnahmen behoben werden. Manchmal wird auch versucht direkt vor der Bedeckung/Besamung den Harn aus der Scheide zu entfernen. Unterstützend können Spülungen von Vagina und Gebärmutter sein.

Hier wird deutlich, wie groß das Spektrum an fruchtbarkeitsstörenden Faktoren duch Endometrieden ist. Die akute Form ist durch entsprechende Antibiotika und Gebärmutterspülungen fast immer gut therapierbar. Je öfter sie allerdings wieder aufflammt oder wenn sie schon länger besteht, umso schlechter stehen die Chancen die Stute tragend zu bekommen. Der Tierarzt kann mittels einer einfachen gynäkologischen Untersuchung einer Tupferprobe, gegebenenfalls einem Ultraschall des Uterus feststellen ob und wodurch Endometritis vorliegt. Man spart sich also durch diesen eher geringen Kostenaufwand im Vorfeld Zeit und Geld.

Endometrose

Nichts mit dem aus der Humanmedizin bekannten Begriff hat die Endometrose beim Pferd zu tun. Es kommt dabei zu einer chronisch-degenerativen Veränderung der Gebärmutterschleimhaut, die dann nicht mehr in der Lage ist, einen Embryo zu ernähren, daher können frühembryonaler Fruchttod, aber auch Aborte und häufiges Umrossen ein Hinweis auf Endometrose sein. Betroffen sind meistens Stuten höheren Alters, besonders wenn sie nur unregelmäßig oder nicht zur Zucht eingesetzt wurden. Daher sollte man auch Stuten die im Sport gegangen sind und dann in der Zucht eingesetzt werden sollen im Vorfeld untersuchen lassen. Festgestellt werden kann Endometrose nur mittels einer Biopsie (Gewebsentnahme aus der Gebärmutter). Diese lässt dann unter Berücksichtigung von Vorgeschichte, Alter und Zucht-Management der Stute, eine Prognose für die Zuchttauglichkeit zu. Man unterteilt diese Prognose in vier Kategorien (I, IIA, IIB und III). Man kann Endometriose kaum therapieren, da die Gebärmutterschleimhaut der Stute sich nicht – wie beispielsweise beim Menschen – „erneuert“.

Grundsätzlich ist in dem Fall ein sorgsames Management angesagt. Bei der Wahl des Hengstes sollte bei solchen Stuten daher auch immer auf eine hohe Samenqualität geachtet werden. Von der Besamung mit TG-Samen sollte man absehen und Frischsamen verwenden oder dem Natursprung den Vorzug geben. Die Anzahl der Besamungen/Belegungen pro Rosse sollten bedingt durch die hohe Keimbelastung möglichst gering gehalten werden. Besonders bei älteren Stuten sind degenerative Veränderungen des Endometriums bis zu einem gewissen Grad allerdings als „Normalbefund“ anzusehen. Für den Züchter ist es auf jeden Fall gut zu wissen wie es um die Stute bestellt ist, denn letztlich spart man sich auch hier unnötigen Zeit- und Geldaufwand.

Weitere Risikofaktoren

Uteruszysten, Krampfadern am Scheidendach aber auch Tumore sind weitere Risikofaktoren, die man gut daran tut im Vorfeld abzuklären. Uteruszysten sind dünnwandige, flüssigkeitsgefüllte Strukturen der Gebärmutterschleimhaut und treten meist eher bei Stuten über 10 Jahren auf. Sie machen sich nicht selten durch wiederholtes Umrossen bemerkbar und erhöhen das Risiko von Fruchtresorptionen. Bei Krampfadern kann es zu Blutungen aus der Scheide kommen, die meist harmlos sind, sofern sie nur selten und geringfügig auftreten (z.B. nach vaginalen Untersuchungen). In schweren Fällen wird der Tierarzt die Blutungen mittels Elektrokauter stillen.

Eierstocktumore sind die häufigste Form von Tumoren bei Stuten. Unabhängig von Alter, Rasse und Nutzung entwickeln sie sich meist nur auf einem Eierstock. Oft produzieren solche Tumore Hormone und die Stuten weisen Störungen im Geschlechtszyklus und im Verhalten (aggressiv, hengstig) auf. Meistens wird der betroffene Eierstock chirurgisch entfernt. Dennoch ist die Fruchtbarkeitsprognose meist günstig, da der verbliebene Eiersock seine Funktion wieder voll aufnehmen kann. Tumore an den Schamlippen (Sarkoide, Melanome) beeinflußen mitunter wiederum den Schluß der Scham negativ.

Ungeklärt

Grundsätzlich bleibt zu sagen, dass ein durchdachtes Stutenmanagement, Stall- und Weidehygiene sowie ein guter Fachtierarzt langfristig gesehen die Chancen auf gesunde Stuten und Fohlen deutlich erhöhen. Nun gibt es aber auch Stuten bei denen Züchter und Tierärzte vor einem Rätsel stehen und die trotzdem alles in Ordnung zu sein scheint, nicht aufnehmen. In solchen Fällen sollte man auch den psychischen Aspekt nicht unterschätzen. Manche Pferde leben im Dauerstress, verursacht durch Haltung, Fütterung und Nutzung. Daher sollten Züchter ein individuelles Gespür für seine Stuten entwickeln. Auch alternative Methoden wie Homöopathie, Bachblüten, Schüsslersalze sowie Kräuter können Stuten – nicht nur in Problemfällen – sinnvoll unterstützen. Allerdings sollte man auch dafür einen Spezialisten zu Rate ziehen! Besonders bei sensiblen Pferden, leichten Hormonstörungen, können solche Maßnahmen durchaus erfolgsversprechend sein.

Zu überdenken ist das generelle „zu Viel“ in unserer heutigen Gesellschaft. Unsere Pferde werden mit synthetisch hergestellen Futtermitteln ,Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen – oft gut gemeint – vollgestopft. Der Weidegang und Bewegungsmöglichkeiten an der frischen Luft sowie Sozialkontakt sind dagegen rar. Dass man damit dem Organismus aber oft mehr schadet als hilft, darüber macht sich kaum jemand Gedanken. Weniger, ist oft mehr. Das gilt besonders für Kraftfutter und Mineralstoffzusätze, die viele Pferde oft gar nicht benötigen …


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2020-04-19T05:53:14+02:00

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P.D., 3253 Erlauf

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2020-04-19T05:56:00+02:00

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E. Ohrenberger

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2020-04-19T05:55:26+02:00

E. Ohrenberger

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Die individuelle Behandlung und das Einfühlungsvermögen sind wirklich bemerkenswert.


Julia

Hoofprotection
2024-05-12T10:45:37+02:00
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Ich bin seit Jahren Kunde bei Hoofprotection, speziell bei Stefan Grum, und kann ihn absolut weiter empfehlen. Er ist äußerst bemüht, speziell bei jungen oder komplizierten Pferden bringt er die nötige Ruhe mit. Auch bei unserem Rehepferd war er immer um eine passende Lösung bemüht. Durch die ständige Weiterbildung sind auch knifflige Sachen kein Problem. Für mich würde kein anderer Hufschmied in Frage kommen. Meine Meinung!!!

Sabine R., Gr. Siegharts

Hoofprotection
2020-04-19T05:53:51+02:00

Sabine R., Gr. Siegharts

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