Stressregulierung: Faktor Nutzungsbedingungen (Reitweise/ Training)
15. Mai 2025Einer der fünf Faktoren der Stressregulierung ist der Faktor Nutzungsbedingungen. Hier werden Möglichkeiten der Lösung aufgezeigt. Bei Interesse oder Bedarf meldet Euch gerne bei uns.
Faktor Nutzungsbedingungen (Reitweise/Training) – Lösungsansätze
Problem: Überforderung, Schmerz durch Ausrüstung, mentale Belastung
Lösungen:
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Individuell angepasste Trainingspläne, die dem Alter, dem mentalen Zustand und dem körperlichen Zustand des Pferdes entsprechen.
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Reiterfortbildung und Trainer-Coaching, um feine Hilfengebung und pferdegerechtes Reiten zu fördern.
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Passformkontrolle von Sattel und Zaumzeug durch Sattler oder Physiotherapeuten
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Abwechslungsreiche Arbeit: Bodenarbeit, Spaziergänge, Gelände, Freiarbeit – zur Förderung von Motivation und mentalem Gleichgewicht.
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Regelmäßige Pausentage und freie Bewegung, um Regeneration zu ermöglichen.
Nutzungsbedingungen achtsam gestalten – Wie du Training und Umgang stressregulierend und pferdegerecht gestaltest
Dein Pferd schenkt dir Vertrauen, Kraft und Bewegung – es begleitet dich, trägt dich und lässt sich auf dich ein. Doch gerade das, was wir als „Nutzung“ bezeichnen – also Reiten, Bodenarbeit oder Training – birgt auch ein enormes Stresspotenzial. Nicht, weil Bewegung per se schädlich wäre. Sondern weil Überforderung, Missverständnisse oder Druck (oft ungewollt) dazu führen, dass dein Pferd psychisch wie körperlich unter Stress gerät.
Der Schlüssel liegt nicht im Verzicht – sondern in der bewussten, feinfühligen Gestaltung der Trainingsbedingungen. Und genau hier kannst du als Pferdebesitzerin mit Herz und Verstand enorm viel bewirken.
Achtsames Training – nicht „leisten“, sondern entwickeln
Pferde brauchen Bewegung – aber nicht jede Bewegung tut ihnen gut. Wenn dein Pferd regelmäßig unter Spannung läuft, sich schwer tut beim Biegen, schnell müde wirkt oder „widersetzlich“ erscheint, sind das oft Zeichen von Stress durch Überforderung oder einseitiges Training.
Lösungsansätze:
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Beobachte dein Pferd im Training: Wie ist seine Mimik? Wie der Atem? Gibt es Unruhe, Zähneknirschen oder Taktprobleme?
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Baue Trainingspläne mit Struktur UND Spielraum: Achte auf Wechsel zwischen Gymnastizierung, Pausen, Ausritten und mentaler Entspannung.
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Arbeite mit kurzen, effektiven Einheiten (20–30 Minuten) statt stundenlangem Reiten. Qualität vor Quantität.
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Plane bewusst reitfreie Tage, mit Spaziergängen, Bodenarbeit oder Weidezeit – sie sind keine „Auszeit“, sondern Teil des Trainings.
Reitweise kritisch reflektieren – passt sie zu deinem Pferd?
Ob klassisch, Western, Barock oder Freiheitsdressur: Jede Reitweise kann pferdegerecht oder pferdeschädlich sein – es kommt auf Ausführung und Haltung an.
Lösungsansätze:
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Beobachte dein Pferd unter dem Sattel: Trägt es sich selbst? Oder läuft es auf der Vorhand, mit verspanntem Rücken?
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Hole dir regelmäßiges Feedback von Trainer:innen mit fundierter Ausbildung – nicht nur optisch, sondern biomechanisch gedacht.
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Erlaube dir, Dinge zu ändern – auch wenn du lange anders geritten bist. Dein Pferd verändert sich – dein Reiten darf es auch.
Ausrüstung überprüfen – dein Pferd spricht auch ohne Worte
Druck durch schlecht sitzende Ausrüstung ist ein häufiger, aber übersehener Stressauslöser.
Lösungsansätze:
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Sattel regelmäßig anpassen lassen – nicht nur beim Neukauf. Pferderücken verändern sich durch Alter, Training oder Krankheit.
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Gebiss, Trense und Gurt prüfen: Passt das Gebiss zur Maulform? Ist die Trense zu eng? Scheuert der Gurt?
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Alternative Ausrüstung testen, z. B. gebissloses Reiten, Pads oder Gurtsysteme – nicht dogmatisch, sondern individuell angepasst.
Mentale Entlastung: Rituale, Ruhe und Beziehungspflege
Nicht nur körperliche, auch emotionale Überforderung kann dein Pferd stressen.
Lösungsansätze:
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Baue wiederkehrende Rituale ein: Begrüßung, ruhiges Putzen, bewusste Pausen vor und nach dem Reiten schaffen Vertrauen.
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Verzichte bewusst auf Trainingstage, wenn du selbst angespannt bist – dein Pferd spürt das sofort.
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Lass dein Pferd mitentscheiden: Ein „Nein“ kann ein wichtiges Feedback sein – und manchmal der Beginn eines besseren Umgangs.
Trainerwahl und Haltung – Du darfst fordern, aber auch hinterfragen
Nicht jeder Trainingsansatz passt zu jeder Pferd-Mensch-Beziehung.
Lösungsansätze:
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Wähle Trainer:innen, die dein Pferd als Partner sehen, nicht als Sportgerät.
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Stelle Fragen, beobachte genau, wie dein Pferd auf neue Trainingsimpulse reagiert.
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Hol dir zweite Meinungen, wenn du unsicher bist – du musst nicht alles allein tragen.
Deine eigene Haltung – Klarheit, Empathie, Geduld
Dein Pferd reagiert nicht nur auf deine Hilfen – sondern auf dein Inneres. Du bist nicht nur Reiterin, sondern emotionale Führung.
Lösungsansätze:
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Arbeite auch an dir: Sitzschulung, Körperwahrnehmung, mentale Klarheit sind Teil eines guten Trainings.
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Fehler sind kein Versagen – sie sind Kommunikation. Lerne, sie als Lernchancen zu nutzen.
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Gönn dir Auszeiten mit deinem Pferd ohne Zweck – spazieren, grasen, sein. Das vertieft Vertrauen und verringert Erwartungsdruck.
Nutzung muss keine Belastung sein – wenn sie liebevoll, klar und pferdegerecht gestaltet ist, wird sie zur Bereicherung. Du als Pferdebesitzerin hast die Möglichkeit, Training und Umgang nicht „abzuarbeiten“, sondern als wertvollen Dialog zu gestalten. Ein Dialog, in dem dein Pferd gehört, verstanden und als fühlendes, lernendes Wesen respektiert wird.
Dein Pferd schenkt dir seine Kraft – du schenkst ihm deine Verantwortung. Das ist die Basis einer echten Partnerschaft – und der Beginn nachhaltiger Stressregulierung.