Stressregulierung: Faktor Haltungsbedingungen
15. Mai 2025Einer der fünf Faktoren der Stressregulierung ist der Faktor Haltungsbedingungen. Hier werden Möglichkeiten der Lösung aufgezeigt. Bei Interesse oder Bedarf meldet Euch gerne bei uns.
Faktor Haltungsbedingungen – Lösungsansätze
Problem: Soziale Konflikte, mangelnde Struktur, Umweltstress
Lösungen:
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Herde stabilisieren: Langfristige Gruppenführung, ausgewogene Zusammensetzung nach Alter, Geschlecht und Rang.
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Stallstrukturierung mit Funktionsbereichen (Fressen, Ruhen, Bewegen, Tränken) zur Entzerrung des Herdenflusses.
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Wechselböden und Drainagesysteme gegen matschige oder rutschige Flächen.
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Schutz vor Extremwetter: Offenställe mit windgeschützten Rückzugsräumen und reguliertem Klimaschutz (z. B. Thermoplanen, Windnetze).
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Beobachtung und Dokumentation sozialer Dynamiken durch Betreiber oder Pferdebesitzer.
Herdenstruktur verstehen – Sozialstress erkennen und vermeiden
Nicht jedes Pferd kommt mit jedem anderen Pferd klar – so wie wir Menschen auch. In Gruppenhaltung kann das zu sozialem Dauerstress führen: durch Konkurrenz an der Raufe, fehlende Rückzugsmöglichkeiten oder ungelöste Rangkämpfe.
Lösungsansätze:
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Beobachte die Herdenkonstellation regelmäßig: Steht dein Pferd oft allein? Wird es gejagt oder dominiert?
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Wechsle bei Bedarf die Herde oder den Stall, wenn dein Pferd dauerhaft unter sozialen Konflikten leidet.
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Achte auf klare Gruppenstrukturen: Alter, Temperament und Rang sollten ausgewogen sein.
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Betreibe Aufklärung im Stallteam: Viele Probleme lassen sich durch Transparenz und Austausch lösen.
Strukturierte Offenställe – Freiheit mit Führung
Offenställe können paradiesisch sein – wenn sie durchdacht konzipiert sind. Fehlen jedoch klare Funktionsbereiche oder Rückzugszonen, entsteht Chaos statt Harmonie.
Lösungsansätze:
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Fressbereiche trennen von Liege- und Bewegungszonen – das vermeidet ständige Bewegungskonflikte.
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Mindestens ein Liegeplatz mehr als Pferde in der Gruppe – mit weichem, trockenem Boden.
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Witterungsschutz schaffen: Winddichte, trockene Unterstände mit Blick nach außen geben Sicherheit.
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Wechselschichten im Boden (Paddockplatten, Sand, Drainagekies) verbessern das Klima für Hufe und Gelenke.
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Bewegungsanreize schaffen durch Heustationen, Tränken oder verschiedene Standorte.
Ausreichend Raum für Rückzug und Erholung
Pferde brauchen Ruhephasen, um gesund zu bleiben – doch viele Herden lassen dies nicht zu. Wenn dein Pferd nicht schlafen kann oder ständig auf der Hut ist, wirkt sich das direkt auf Muskulatur, Verhalten und Immunsystem aus.
Lösungsansätze:
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Beobachte das Liegeverhalten: Legt sich dein Pferd regelmäßig ab? Oder bleibt es dauerhaft wachsam?
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Schaffe Rückzugsorte: Selbst ein Sichtschutz oder ein abgesperrter Bereich kann einen großen Unterschied machen.
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Plane Ruhephasen aktiv ein: z. B. durch Einzelpaddocks oder Boxenruhe an Tagen mit hohem Herdenstress (Neuzugänge, Gewitter, Tierarzttermine etc.).
Klimastress reduzieren – Hitzeschutz, Luft, Licht
Extreme Temperaturen, schlechte Belüftung oder dauerhaft nasse Böden belasten Pferde enorm – sie schwächen den Organismus, fördern Infektionen und erzeugen Stressreaktionen.
Lösungsansätze:
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Sorge für Schattenplätze im Sommer – durch Bäume, Sonnensegel oder überdachte Flächen.
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Wähle einen Stall mit guter Luftzirkulation und möglichst wenig Staubbelastung.
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Halte Wasserstellen sauber, zugänglich und frostfrei – Wassermangel verursacht inneren Stress.
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Trockene Laufflächen sichern: z. B. durch Bodengitter, Drainagen oder Bodenbeläge.
Menschliche Achtsamkeit – der wichtigste Haltungspunkt bist du
Selbst die beste Stallstruktur ersetzt nicht deine liebevolle Aufmerksamkeit. Du bist diejenige, die Veränderungen sieht, Stimmungen spürt und Konflikte ernst nimmt.
Lösungsansätze:
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Rede mit dem Stallbetreiber, wenn dir etwas auffällt – freundlich, lösungsorientiert, mit Blick auf das Wohl aller.
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Dokumentiere Auffälligkeiten: Fressverhalten, Schlafphasen, Lahmheiten, soziale Spannungen – so entsteht ein klares Bild.
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Wechsle konsequent den Stall, wenn sich über längere Zeit keine Verbesserungen einstellen – dein Pferd wird es dir danken.
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Tausch dich mit anderen Pferdebesitzerinnen aus – du bist nicht allein mit deinen Fragen.
Dein Pferd lebt, was es erlebt. Und die Haltung bestimmt seine tägliche Realität. Mit deinem Einfühlungsvermögen, deiner Beobachtungsgabe und dem Mut zur Veränderung kannst du aus einem Stall einfach nur mit Platz ein echtes Zuhause machen – in dem dein Pferd zur Ruhe kommt, sich sicher fühlt und voller Vertrauen an deiner Seite steht.
Denn echte Stressregulierung beginnt nicht erst beim Training – sie beginnt beim Fundament: der Umgebung, in der dein Pferd lebt. Gestalte sie bewusst – mit Herz und mit Verstand.