Einfluss der Fütterung auf die Hufhornqualität des Pferdes
31. Januar 2018Gesunde Hufe sind die Grundvoraussetzung für die Nutzung des Pferdes als Sport- und Freizeitpartner. Der Pferdehuf ist ein komplexes Gebilde. Im Inneren befinden sich die knöchernen Strukturen, welche von Lederhaut überzogen sind. Die Lederhaut als gut durchblutete und empfindliche Struktur ist für die Produktion des Hufhorns verantwortlich.
Die Hornsubstanz besteht zum großen Teil aus verhornten mit Keratin gefüllten Zellen. Die Qualität des Hufhorns hängt maßgeblich von der Fütterung und Haltung des Pferdes ab. Nur bei ausreichend Bewegung und adäquater Versorgung mit den entsprechenden Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen kann eine hochwertige Hornsubstanz gebildet werden, welche die Grundlage für einen funktionsfähigen Huf beim Pferd darstellt. Ausreichend qualitativ hochwertiges Raufutter stellt die Grundlage der Fütterung dar, welche für eine funktionierende Verdauung mit gesunder Darmflora benötigt wird.
Eine minderwertige Hornqualität kann sich in Rissen, Hornspalten, ausbrechenden Wänden, Anfälligkeit für Infektionen bis hin zur Ablösung der gesamten Hufwand zeigen.
Aminosäuren:
Zunächst ist eine artgerechte Versorgung mit Eiweißbausteinen notwendig, die im Stoffwechsel von der Leber umgesetzt und zur Hornproduktion herangezogen werden. Essentielle Aminosäuren sind hierzu Methionin und Lysin, welche in ausreichender Menge im Futter des Pferdes enthalten sein müssen. Probleme können hier schon bei eiweißarmem Grundfutter entstehen (meist bei gleichzeitig zuckerreichem Heu), vor allem dann, wenn kein zusätzliches Kraftfutter angeboten wird.
Daneben braucht es eine ausreichende Versorgung mit Biotin/Vitamin H, B-Vitaminen, Zink, Mangan und vor allem Schwefel.
Biotin/Vitamin H:
Biotin wird zu der Gruppe der B-Vitamine gerechnet. Reichlich Biotin ist Bierhefe enthalten, aber auch in Sonnenblumenkernen. Beim Getreide gilt Hafer als der wichtigste Biotinlieferant in der Pferdefütterung. Außerdem liefern die Mikroben im Pferdedarm ebenfalls Biotin, weshalb es bei gesunden Pferden eigentlich nicht extra zugeführt werden muss.
Biotin spielt eine wichtige Rolle für die Ausreifung von Zellen. Als essentieller Bestandteil von Enzymen wird Biotin im Stoffwechsel von Kohlehydraten, Fetten und Proteinen, besonders aber für den Aufbau von Keratin, dem Gerüsteiweiß des Hufhorns benötigt.
Eine Unterversorgung mit Biotin führt zu brüchigen Haaren und Horn oder vermehrt Schäden an der Haut. Verdauungsstörungen, häufige Blähungen, Kotwasser, Allergien, oder eine einseitige Fütterung können zu einem vorübergehenden Mehrbedarf an Biotin führen.
Zink:
Zink gehört zu den Spurenelementen und ist einer der wichtigsten Katalysatoren im Zucker- und Eiweißstoffwechsel. Zink ist auch Bestandteil besonders vieler Enzyme und Hormone, beispielsweise ist es im Insulin an der Regulierung des Zuckerhaushaltes involviert. Pferde brauchen Zink nicht nur für Haut, Fell und Hornsubstanz, sondern auch für die Aufrechterhaltung eines funktionierenden Immunsystems. Bei Stress oder zusätzlichen Belastungen hat das Pferd einen erhöhten Zinkbedarf. Zinkmangel kommt relativ häufig vor bei unseren Pferden und sollte auf jeden Fall durch einen passenden Futterzusatz ergänzt werden.
Mangan:
Mangan ist ein essentielles Spurenelement, das ebenfalls über die Fütterung zugeführt werden muss. Mangan wird für die Produktion von Bindegewebe, besonders für die Knorpelbildung und Knorpelregeneration benötigt. Außerdem ist es an der Aktivität von Insulin beteiligt und gerät bei Hufreheproblemen oft in eine Mangelsituation.
Schwefel:
Schwefel ist nach Calcium und Phosphor der wichtigste Mineralstoff. Schwefel wird für den Bau der Aminosäuren Methionin und Cystein benötigt. Schwefel ist in organisch gebundener Form ein wichtiger Bestandteil von Bindegewebe (Bänder, Sehnen, Gelenkskapsel) und von Keratin (Hornkapsel) und für deren Elastizität verantwortlich. Schwefel kann zum Beispiel in Form von MSM (=Methylsulfonylmethan) zu gefüttert werden. Schwefel ist in natürlicher Form in Bierhefe, Leinsamen, Soja oder Brennessel enthalten.
Voraussetzung für den erfolgreichen Einbau der vorhandenen Substanzen ist ein funktionierender Stoffwechsel und eine unbelastete Leber. Kombinationspräparate, die neben den Einzelnährstoffen mit speziellen Vitalstoffen auch die Leber unterstützen (z.B. Mariendistel) und den Stoffwechsel anregen haben sich in der Zufütterung bei Problemen mit der Hornqualität beim Pferd gegenüber der Gabe von Einzelmitteln bewährt und sind aus meiner Sicht zu empfehlen.
Eine artgerechte Haltung mit genügend Bewegungsanreizen sowie eine funktionelle Hufbearbeitung mit dem Ziel einer Hufbalance sind weitere wichtige Voraussetzungen für ein gesundes Hufwachstum beim Pferd.
Dr. med.vet. Andrea Wüstenhagen