Behandlung eines Strahlbeinbruches
27. März 2014Roland Mauracher, unser in Tirol tätiger Kollege, hat immer wieder schwierigste Fälle zu lösen, die uns innerhalb der Gruppe stark beschäftigen. Der hier geschilderte Fall zog sich über einen Zeitraum von einem Dreivierteljahr. Roland war hier mit seinem ganzen Können beschäftigt und hat sich eine spezielle Lösung einfallen lassen. Und zwar hat er das Pferd mit einem Beschlag aus Holz versorgt um damit eine genaue Anpassung zu ermöglichen. Gleichzeitig wurde das Pferd tierärztlich kontrolliert und in regelmäßigen Abständen zur Kontrolle geröntgt. Informieren Sie sich über die ganze Geschichte von Ares
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Lesen Sie den Bericht der Besitzerin von Ares
1. November 2012
Am 01. November 2012 wurde ich von unserer Stallbetreiberin angerufen, dass mein Pferd Ares sein Bein nicht mehr abstellen kann und hochgradig lahmt. Ich rief meine Tierärztin Dr. Susanne Szabados, die wie ich auch den Verdacht auf ein Hufabszess hatte. Ich begann die Behandlung mit Sauerkrautwickel, welche ich auch bis zum 13. November machte. Da mein Pferd in der Herde gehalten wird mussten wir ihn separat stellen. Durch das Sauerkraut trat eine plötzliche Besserung ein. Wie ich heute weiß war das aufgrund der Entlastung der tiefen Beugesehne.
2. November 2012
Am nächsten Tag rief ich meinen damaligen Hufschmied um den Huf ausschneiden zu lassen und eventuell den Hufabzess zu finden. Wie auch bei meiner Tierärztin war der Test mit der Hufzange nicht aussagekräftig. Es war auch nichts zu sehen. Nichts konnte gefunden werden.
13. November 2012
Immer wieder war meine Tierärztin da um Ares zu Untersuchen. Nach fast zwei Wochen Behandlung konnte ein Abszess nun fast ausgeschlossen werden und wir entschieden uns, ein Röntgen zu machen. Die Diagnose war eindeutig: Strahlbeinbruch.
Das Strahlbein als sehr kleiner Knochen war unmöglich durch eine Operation zusammen zu schrauben. Meine Tierärztin holte einige Referenzmeinungen ein die alle nicht besonders positiv ausfielen. Der Bruch selber war zu diesem Zeitpunkt 3 mm und verlief S-förmig von oben nach unten durch den kleinen Knochen. Anbei das Röntgenbild:
In der Umgebung war eigentlich niemand der es schon einmal mit einem solchen Bruch zu tun gehabt hat. Das jegliche operative Behandlung auszuschließen war, gab es nur noch den Weg über einen Hufschmied. Meine Tierärztin suchte einen Profi auf dem Gebiet Beschlag der am 14. November 2012 sofort für einen speziellen Beschlag kam.
Der Beschlag bestand aus einer Holzplatte mit einer speziellen rutschfesten Oberfläche. Auf diese Platte wurde nun ein Winkel geschliffen und auf den Huf geschraubt. Ein Gipsverband stabilisierte das Ganze noch. Sobald die tiefe Beugesehen entlastet wurde, konnte mein Pferd wieder voll auf diesem Fuß stehen und auch schon wieder im Schritt gehen. So war schon der Schmerz sofort nahezu weggenommen. Das Pferd teilte sich das Stehen und Bewegen in seinem Bereich sehr gut ein.
6. Dezember 2012
Zur Unterstützung habe ich nun eine Osteopatin kontaktiert. Die Fütterung musste natürlich auch umgestellt werden und sah wie folgt aus:
Morgens: Heu und einer Hand Gerste
Abends: Kräuter und Mineralfutter, Heu
Stroh hatte er den ganzen Tag zur Verfügung
Über die ganze Zeit konnte das Pferde sein Gewicht sehr gut halten, die Bewegung konnte er immer selbst machen so wie er wollte. Er wusste genau wann er wieviel machen kann und wann Ruhe angesagt ist. Zum Putzen habe ich ihn auch schon ab und zu zum Putzplatz gebracht.
Die Schmerzen waren immer sehr wetter-abhängig. Hauptsächlich die Kälte nach seiner Nachtruhe machten dem Bein zu schaffen. Bewegte er sich aber wieder konnte er schon recht gut Gewicht auf den Fuß bringen.
14. Dezember 2012
Der Hufschmied kam zur ersten Kontrollen. Der Beschlag hielt perfekt und Ares konnte uns an diesem Tag sogar Bocksprünge zeigen. Das Gewicht fing er mit dem zweiten Hinterbein auf. In einem Monat war die nächste Untersuchung vereinbart.
11. Jänner 2013
Das nächste Röntgenbild war fällig. Der Bruch wurde etwas breiter (ca. 4 mm) womit wir aber schon gerechnet haben. Es konnte noch keine Bildung von Bindegewebe festgestellt werden. Die Knochen selber haben sich aber nicht verschoben was sehr gut war. Warten ist wieder angesagt.
23 . Jänner 2013
Es folgte wieder eine Kontrolle durch den Hufschmied. Der Beschlag hielt sehr gut. Die Vorderhufe konnte ich schon langsam wieder anheben und auskratzen. Das linke Hinterbein ging noch nicht. Der Fuß muss noch weiter heilen.
Am 09. Februar stellte ich fest, dass er jetzt erstmals durch seine Fehlhaltung ein Problem mit dem diagonal liegenden Vorderbein hat. Er fing nun leicht lahmen an.
Am 10. Februar habe ich auf unserem Reitplatz einen kleinen Teil abgegrenzt und Ares konnte sich das erste Mal frei bewegen. Durch die Bewegung wurde alles nochmals besser.
Man sah, dass kleine Bocksprünge auch schon wieder möglich waren. Es geht Bergauf.
15. Februar 2013
Kontrolle durch den Hufschmied stand wieder am Plan. Der Huf wuchs nun schon schneller und wurde sehr schmal und steil. Der Beschlag wurde dennoch oben gelassen da wir noch warten wollten um beim nächsten Termin beide Hinterbeine zu beschlagen. damit wieder eine gleiche Linie besteht. Ares war zu diesem Zeitpunkt auch schon wieder in der Herde. Zwar nur für kurze Zeit aber wenigstens etwas für die Pferdeseele.
23. März 2013
Mittlerweile war der Gipsverband ab und der Holzbeschlag schon sehr in Mitleidenschaft gezogen. Es war höchste Zeit den nächsten Beschlag zu machen. Es mussten jetzt beide Beine gemacht werden. Ares hatte nie Probleme mit einer Fehlhaltung. Die Hüfte war trotz der Schiefe nicht beeinträchtigt. 5 Monate später war es jetzt möglich ihn auf das kaputte Bein zu stellen und es konnten beide Hufe bearbeitet werden. Auf den folgenden Bildern ist zu sehen wie der alte Beschlag abgetragen wird. Die Schrauben werden entfernt und die Hufe bearbeitet. Im nächsten Schritt wird der neue Beschlag an den Huf angepasst und angeschraubt.
03. Mai 2013
Zeit für der nächste Röntgen. Auf diesem Bild war ein weiterer Fortschritt in der Heilung zu sehen. Es bildetet sich ein starkes Bindegewebe. Das Gangbild war sehr gut und Ares hat den Fuß auch wieder ohne größere Probleme belasten können.
9. Mai 2013
Der Start in die Weidesaison hat begonnen. Nun konnte man schon große Fortschritte in der Genesung feststellen.
24. Mai 2013
Der Beschlag hält! Eine weiter Kontrolle durch den Hufschmied folgte. Wir konnten jetzt auch die Vorderhufe bearbeiten. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich schon kleine Runden spazieren und auch wieder Bodenarbeit machen. Nun ist Ares auch wieder voll in der Herde.
22. Juni 2013
Die Hufe waren jetzt schon wieder sehr lang gewachsen. Der Huf am kaputten Bein war sehr steil geworden. Ares konnte sehr schlecht gehen und nahm schon eine erhebliche Schonhaltung ein. Es war auch seit einer Woche nicht mehr möglich ihn länger zu bewegen. Das Problem lag jetzt aber auf der anderen Seite. Es herrschte eine große Ungleichheit und es war wieder höchste Zeit für einen neuen Beschlag. Kaum war der Spezialbeschlag montiert konnte man den gravierenden Unterschied erkennen. Schon am nächsten Tag war das Ergebnis hervorragend. Wir vereinbarten für den nächsten Termin höchstens zwei Monate zu warten.
12. August 2013
Die Zeit für das letzte Röntgen ist gekommen. Der Bruch war bindegewebig verheilt. Es konnte keine Verschlechterung festgestellt werden. Bei dem letzten Bild war keine große Veränderung zu sehen, was ein Gutes Zeichen für uns war.
14. August 2013
Der Spezialbeschlag war schon sehr abgelaufen. Der Hufschmied entschied nun mit normalen Eisen weiter zu machen. Der Huf wurde wieder angepasst und es kamen die Eisen drauf. Vom Gang her konnte der Fuß jetzt langsam wieder angeglichen werden und die tiefe Beugesehne konnte wieder mehr Arbeit aufnehmen. Anfangs sehr gewöhnungsbedürftig für das Pferd, das legte sich aber in Kürze und beim Galopp auf die Weide konnte man nichts mehr von dem ursprünglichen Knochenbruch merken.
4. September 2013
Ein neuerlicher Termin zur Kontrolle stand an. Um ein gleichmäßiges Wachsen der Hufe zu bekommen wurde Ares Vorne und Hinten voll beschlagen. Nun beginnt die Zeit das Pferd wieder an leichte Arbeit an der Hand zu gewöhnen. Von diesem Zeitpunkt an habe ich jeden zweiten Tag wieder trainiert und Bodenarbeit gemacht.
Am Anfang begann ich mit 10 Minuten im Schritt und steigerte dies jede Woche. In der Zwischenzeit bin ich auch 30 Minuten in allen Gangarten. Lahmheit ist nahezu keine feststellbar. Beim Angaloppieren auf der linken Hand haben wir noch Schwierigkeiten die aber sicher mit fleißigem Training auch bald der Vergangenheit angehören.
Wir haben vereinbart in einem halben Jahr nochmals eine Röntgenkontrolle zu machen. Ich bin auch ziemlich sicher, dass Ares im Jahr 2014 auch schon wieder langsam an das Gewicht eines Reiters gewöhnt werden kann!
Fotogalerie
Klicken Sie sich durch die Fotogalerie und verfolgen Sie an Hand der Bilder den Verlauf der Behandlung der Hufe von Ares.